Bildwerke des menschlichen Gesichts vom 13. bis 20. JahrhundertEine Ausstellung der Wolfgang Paalen Gesellschaft vom 9. September bis 22. Dezember 2021
Kunstwerke sind oftmals ganz intime Umsetzungen emotionaler Knoten – also etwas Eingesperrtes, das sich in den Faltungen des Gedächtnisses festgesetzt hat und nicht anders rauskommt, als durch die zähen Ströme der Ölfarbe und ihrer Überlagerungen oder die Verwandlung zufällig gefundener Formen in eine potentielle Narration. Es ist mit Worten dort nicht hinzukommen, wo Malerei und Skulptur ihr ganz ureigenes Arbeitsfeld behaupten, wo die anderen Sprachformen des Menschen ihre Kraft einbüßen. Das menschliche Gesicht wirkt in diesen verschlungenen Prozessen häufig wie ein magischer Bildbeweger. Mit dem Gesicht, so scheint es, kann oftmals erst die Zwiesprache beginnen, die irgendwann zu eigenen Bildern werden muss, ob der Betrachtende nun bildschaffender Künstler oder inspirierter Besucher ist. Bilder sind immer das vielschichtige Ergebnis von beidem, der Erinnerung an ein gesehenes Bild und der eigenen Wahrnehmung und Imagination. Auf dem langen Weg von den Urformen der Portraits in den rituell eingebundenen Gesichtsdarstellungen der Vorgeschichte und der außereuropäischen Stammeskunst über die Höhepunkte der empathischen Porträtkunst der europäischen Renaissance- und Barockzeit bis zur Erforschung der menschlichen Imagination und ihrer Bildmittel in der Moderne blieb das menschliche Antlitz der immer wiederkehrende Dreh- und Angelpunkt dieser visuellen Schaffensprozesse. Jetzt, wo die Masken überall wieder von den allzulang unsichtbaren Gesichtern fallen, wollen wir in kleinem Rahmen und mit unseren beschränkten Mitteln einen spannenden Rundgang durch diese Geschichte der Gesichtsbilder wagen.
Vis à Vis – Verwandte des intimen Blicks.